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Jochen Hippler

 

Counterinsurgency - Theorien unkonventioneller Kriegführung:
Callwell, Thompson, Smith, und das US Army Field Manual 3-24

 

1. Einleitung

Aufstandsbekämpfung - Counterinsurgency (COIN) - stellt eine Form des Krieges dar, die vielen Militärs, Experten und Theoretikern seit langem Unbehagen bereitet. Dieses geht manchmal so weit, daß manche Militärs, Politiker und Wissenschaftler sie gern als nicht-kriegerisch betrachteten und sich definitorisch ihren konzeptionellen und theoretischen Herausforderungen entziehen wollen. Die Unsicherheit läßt sich unter anderem daran ablesen, daß das US-Militär Counterinsurgency in den 1980er Jahren in ihre Doktrin der Low-Intensity Warfare integrierte, sie also als Kriegsform - wenn auch "niedriger Intensität" - begriff. Im Jahrzehnt danach gehörten Counterinsurgency und verwandte Kriegs- und Einsatzformen systematisch zu den "Military Operations Other Than War" (MOOTW), waren also kein Krieg, sondern etwas unbestimmt "anderes". Inzwischen wird COIN wieder - als besonders wichtige - Form des Krieges getrachtet, wie dies auch bereits vor dem Zweiten Weltkrieg der Fall war, als sie zu den "Small Wars" gerechnet wurde. Die terminologische Unsicherheit, die nach dem Vietnamkrieg dazu führte, daß selbst der Begriff Counterinsurgency für ein Jahrzehnt außer Gebrauch geriet, reflektiert ein deutliches Unbehagen solchen Einsätzen, da diese anderen Regeln folgen als konventionelle Kriegführung und über geringeres Prestige verfügten, aber auch eine theoretische Unsicherheit über diese Kriegsform.

Ein Symptom dieser Unsicherheit besteht darin, daß es kaum Theoretiker im engeren Sinne zu Aufstandsbekämpfung gibt, sondern daß Theorien und Theoriefragmente vor allem durch "Praktiker" - insbesondere aktive oder ehemalige Militärs und militärische Berater - formuliert wurden und werden, und zwar in der Regel mit ausgesprochen praktischer Intention, nämlich der Anleitung oder Effektivierung von Aufstandsbekämpfung. Besonders deutlich formuliert diese Theorieferne der später noch zu besprechende C.E. Callwell, wenn er glaubt, in den fraglichen Einsatzformen "genius triumphs over theory, and [...] the leader endowed with the gift of command knows instinctively how to act and to create for himself his own rules of conduct."

Auch wenn solche Ansichten heute nicht ganz ausgestorben sind, so würden doch sehr wenige Autoren sie so offen formulieren.

Im Rahmen der konzeptionellen Fortentwicklung von COIN erfolgten immer wieder eine Verallgemeinerung von Erfahrungen und eine Formulierung allgemeiner Grundprinzipien, die implizit oder explizit theoretischen Gehalt artikulieren. Insgesamt allerdings dominieren "how-to"-Bücher die Literatur über Counterinsurgency, und Theorieelemente finden sich oft entweder zu Legitimationszwecken oder in praktischer Absicht. Das gilt auch für die hier behandelten Theoretiker.

 

2. Auswahl der COIN-Theoretiker

Counterinsurgency ist eine alte Kriegsform, da das Niederschlagen von Aufständen - entweder der eigenen Bevölkerung gegen eine als inakzeptabel empfundene Herrschaft oder unterworfener Bevölkerungsgruppen - seit Jahrtausenden vorkommt. In ihrer modernen Form allerdings entwickelte sie sich aus dem Erfordernis des europäischen Kolonialismus, den immer wieder aufbrechenden Widerstand in den Kolonien zu brechen. Als besonders frühes Beispiel darf das Buch des spanischen Hauptmanns Bernardo de Vargas Machuca gelten, das zuerst 1599 erschien und der militärischen Kontrolle der spanischen Kolonien und deren Ausweitung in Mittel- und Südamerika dienen sollte. Das Werk ist durchaus interessant, führt für unsere Zwecke aber doch zu weit in die Vergangenheit. Der britische Oberst C.E. Callwell verfaßte genau drei Jahrhunderte später eine Art Handbuch, das sich zum großen Teil mit Aufstandsbekämpfung im kolonialen Kontext befaßte. Dieses Werk soll hier zum Ausgangspunkt genommen werden, da es die Konzeptionierung und Praxis von Aufstandsbekämpfung vor dem Ersten Weltkrieg gut repräsentiert. Angesichts ihres damals weitgehend improvisierend-pragmatischen Charakters kann dieses Werk als zentrale Orientierung dienen. Seine Bedeutung wird dadurch unterstrichen, daß der britische Generalstabschef die dritte Ausgabe 1906 mit einem kurzen Vorwort ehrte und ihm so quasi-offizielle Weihe verlieh.

Es wäre sicher attraktiv, Callwells Buch mit dem Handbuch zu "Small Wars" des US-Marine Corps von 1940 zu vergleichen, das die US-Erfahrungen mit Aufstandsbekämpfung in Mittelamerika, der Karibik, den Philippinen und anderswo einbezog. Dies muß allerdings hier aus Platzgründen unterbleiben. Ein weiterer Schritt der Theorieentwicklung und Konzeptionierung von COIN erfolgte im Kontext der in der Zeit des Kalten Krieges erfolgenden Dekolonisierung nach dem Zweiten Weltkrieg, wobei insbesondere Großbritannien und Frankreich in der ersten Reihe standen. Ein Schlüsseltext war das Buch von Sir Robert Thompson von 1966, "Defeating Communist Insurgency", in dem auf Grund der einschlägige Erfahrungen in Malaya und Vietnam ein Konzept für COIN entwickelt wurde, das von dem kolonialen bereits stark abwich. Die sich darauf gründende "britische Schule" der Aufstandsbekämpfung unterschied sich auch deutlich von der "französischen", die auf den Erfahrungen in Vietnam und Algerien beruhte und stärker repressiv orientiert war. Letztere floß in den 1960er und 1970er Jahren zum Teil in die US-amerikanische Konzeptentwicklung und die einiger lateinamerikanischer Diktaturen (z.B. Brasilien) ein. Hier werden wir uns auf die durch Thompson repräsentierte britische Schule beschränken, die mit größerer Verzögerung in den letzten Jahren vom US-Militär aufgenommen wurde, ohne sich immer darauf zu beziehen.

In der Zeit nach Ende des Kalten Krieges kam es zu einer ganzen Reihe neuer Einsätze, die zuerst im Kontext eines "humanitären Interventionismus" erfolgte, sich aber insbesondere nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 verstärkt in Richtung Aufstandsbekämpfung verschoben. In dieser Phase trat der britische Ex-General Rupert Smith mit einem Buch hervor, das aus historischer Perspektive die Veränderungen des Charakters von Krieg reflektiert und diagnostiziert, daß konventionelle Kriege zugunsten von "Kriegen innerhalb der Bevölkerung" an Bedeutung verloren. Auch wenn Smith den Begriff Counterinsurgency vermeidet, so geht er doch über praktische Konzeptentwicklung deutlich hinaus und bemüht sich um Theorieentwicklung.

Das letzte Werk, das hier zu untersuchen sein wird, ist ein offizielles Dokument der US Army und des US Marine Corps, ihr Field Manual 3-24, "Counterinsurgency". Dieses umfangreiche Werk trägt zwar unmißverständlich den Charakter eines "how-to"-Buches, das Offizieren eine Anleitung zur Konzeptionierung und Umsetzung von Aufstandsbekämpfung bieten soll, ist aber zugleich eine wertvolle Quelle, die implizit und explizit die theoretische Herangehensweise des US-Militärs an COIN formuliert. Das Field Manual erschien Ende 2006 und berücksichtigt die US Counterinsurgency Erfahrungen in Afghanistan und dem Irak. Es dient seitdem der Planung und Umsetzung von Aufstandsbekämpfung des US Militärs.

 

3. Überblick über die Debatte

Lassen wir die britische Schule einmal beiseite, die sich aus den Erfahrung der Aufstandsbekämpfung in Kenia, Malaya und anderswo speiste, und ignorieren ebenfalls die französische, die COIN in den 1950er Jahren unter dem Begriff des "Revolutionären Krieges" faßte, dann ist insbesondere die US-amerikanische Diskussion von Interesse. Da deren Fortentwicklung an anderer Stelle ausführlicher untersucht wurde, müssen hier einige kurze Eckpunkte genügen. Ein erster Höhepunkt der COIN Konzeptentwicklung und Debatte erfolgte während und kurz nach der Kennedy-Administration, als aufgrund der Situation in Vietnam und Lateinamerika der Präsident persönlich stark auf die Fortentwicklung entsprechender Ansätze drängte. Diese waren aber bald aufgrund der traumatisierenden Vietnamerfahrung in den USA diskreditiert und gerieten für mehr als ein Jahrzehnt fast in Vergessenheit. In den 1980er Jahren erlebten sie im Rahmen des unter Präsident Reagan favorisierten Begriffs von low-intensity warfare/ low intensity conflict (LIC) eine Renaissance, um unter den Präsidenten Bush dem Älteren und Clinton etwas zurückzutreten. Erst aufgrund der Kriege in Afghanistan und dem Irak drangen COIN Konzepte - und ihre theoretischen Verarbeitungen - erneut massiv ins Zentrum der sicherheitspolitischen Debatte. Seitdem allerdings, insbesondere seit etwa 2005, ist die Menge der einschlägigen Publikationen kaum noch zu überblicken. Zu den neueren Publikationen gehören etwa die Werke von Nagl, Joes Fowler, Cassiday, Benbow/Thornton, Greentree, Lowther, Manwaring, Mockaitis, Polk, Kilcullen, Tucker, Marston/Malkasian, und anderen.

Dazu kommen eine facettenreiche Memoirenliteratur, einschließlich des Nachdrucks älterer und der Publizierung neuer Werke, sowie zahlreiche Reprints einschlägiger Klassiker aus früheren Jahrzehnten, zu denen etwa die erwähnten Bücher von de Vargas Machuca und Callwell, aber auch US-amerikanische, britische und französische Werke gehören. Symptomatisch für das gewachsene Interesse ist auch die Tatsache, daß das erwähnte Field Manual Counterinsurgency von US Army und Marine Corps 2007 auch von Chicago University Press publiziert wurde, was für militärische Feldhandbücher höchst ungewöhnlich ist. Insgesamt fällt auf, daß die ältere wie neuere Literatur zum Thema nicht so sehr ab theoretischer Reflexion interessiert ist, als am politischen und militärischen Erfolg. In diesem Sinne mögen die Konzepte moderne Counterinsurgency zwar einen sehr „politischen“ und oft reformorientierten Charakter tragen, aber im Kern handelt es sich doch um Formulierungen von Herrschaftstechniken, genauer: Um die einer Absicherung und Stabilisierung politischer Macht in einem Zielland, sowie der eigenen regionalen Dominanz.

 

4. Aufstandsbekämpfung im kolonialen Kontext - C.E. Callwell

Oberst Callwell schrieb sein Standardwerk zur Aufstandsbekämpfung zu einer Zeit, als der Begriff Counterinsurgency noch nicht üblich war. Wie viele seiner Zeitgenossen verwendete er den Terminus "Small War", macht aber zu Beginn klar, worum es ihm tatsächlich geht:

    "Small war is a term which has come largely into use of late years, and which is admittedly somewhat difficult to define. Practically it may be said to include all campaigns other than those where both the opposing sides consist of regular troops. It comprises the expeditions against savages and semi-civilised races by disciplined soldiers, it comprises campaigns undertaken to suppress rebellions and guerilla warfare in all parts of the world where organized armies are struggling against opponents who will not meet them in the open field, and it thus obviously covers operations very varying in their scope and in their conditions."

Während dabei sein rassistischer Verweis auf "Wilde" und "halbzivilisierte Rassen" dem kolonialen Zeitgeist verhaftet bleibt, ist der Kern seiner Definition erstaunlich modern: Ihm geht es um militärische Kampagnen zu Unterdrückung von Rebellionen und Guerillakriegen, bei denen sich die Gegner den organisierten Armeen nicht in offener Feldschlacht stellen. Damit ist bereits ein Kernproblem von Counterinsurgency benannt: Der asymmetrische Charakter solcher Kriege, bei denen eine Seite konventionelle Schlachten verweigert. Callwell faßt in seinem Begriff der Small Wars drei Operationsformen zusammen: "campaigns of conquest or annexation, campaigns for the suppression of insurrections or lawlessness or for the settlement of conquered or annexed territory, and campaigns undertaken to wipe out an insult, to avenge a wrong, or to overthrow a dangerous enemy." Die zweite dieser Kategorien beschreibt präzise, was wir heute mit dem Begriff Counterinsurgency bezeichnen würden.

Callwell verfügte über einen konventionellen militärischen Hintergrund, indem auch er die gewaltsame Auseinandersetzung zwischen zwei staatlichen, gut organisierten Streitkräften als die Normalform des Krieges betrachtet. Diese folge wohletablierten Regeln und Prinzipien, die allerdings in Kleinkriegen und bei der Aufstandsbekämpfung nicht oder nur mit großen Einschränkungen angewandt werden könnten. Solche Kriege müßten völlig anders als zwischenstaatliche geführt werden. Deshalb sei Kleinkrieg eine eigene "Kunst", die sich von normalen Kriegen grundlegend unterscheide - aber doch nicht so durchgreifend, daß sie mit dessen Prinzipien nicht verglichen werden könnten. Im folgenden neigt der Autor aber dazu, die Prinzipien des allgemeinen Krieges zu modifizieren, nicht völlig über Bord zu werfen. Callwell benennt die Unterschiede zum konventionellen Krieg folgendermaßen:

    "They are necessarily internal not external campaigns. They involve struggles against guerillas and banditti. The regular army has to cope not with determinate but with indeterminate forces. The crushing of a populace in arms and the stamping out of widespread disaffection by military methods, is a harassing form of warfare even in a civilised country with a settled social system; in remote regions peopled by half-civilized races or wholly savage tribes, such campaigns are most difficult to bring to a satisfactory conclusion, and are always most trying to the troops."

Er weist zugleich darauf hin, daß die Niederwerfung von Aufständen in der Regel auf eine vorherige Phase der Eroberung oder Annexion fremder Territorien folgt, was gerade im kolonialen Kontext auf der Hand liegt. Bemerkenswert ist auch sein postuliertes Ziel, "eine Bevölkerung in Waffen zu zerschmettern" - was in späteren Jahrzehnten kaum jemals mehr so offen formuliert wurde. An anderer Stelle spricht er von einer "whole population of which goes to form the enemy".

Callwell ist der Auffassung, daß in Small Wars die regulären Streitkräfte, die Aufstände, Rebellionen und Guerillakrieg niederschlagen wollen, auf Grund ihrer besseren Bewaffnung und Ausrüstung, ihrer besseren Disziplin und militärischen Erfahrung zwar über taktische Vorteile verfügen, insbesondere, wenn es zu militärischen Gefechten kommt. Aber die Landeskenntnis, die höhere Mobilität, das Überraschungsmoment bei Hinterhalten und Überfällen und die Fähigkeit der Aufständischen, sich offenen Schlachten oft zu entziehen, würden diesen die strategisch bessere Position verschaffen. In vieler Hinsicht könnten sich gerade die materiellen und militärischen Vorteile regulärer Truppen in Nachteile verwandeln, da sie durch ihre umfangreiche Ausrüstung und Versorgungsgüte weniger mobil und auf feste Versorgungspunkte und Stützpunkte angewiesen seien. Insbesondere lange Nachschubwege stellen ein großes Problem dar, da diese zahlreiche Angriffspunkte bieten.

Ein weiterer Unterschied zwischen Aufstandsbekämpfung und konventionellem Krieg liegt nach Callwell in der unterschiedlichen strategischen Bedeutung der Hauptstädte der jeweiligen Gegner. Während bei modernen zwischenstaatlichen Kriegen eine Einnahme der Hauptstadt des Gegners in der Regel das Ende eines Krieges bedeutet, da dort die politische und wirtschaftliche Macht wie auch wichtige Infrastruktur konzentriert sei, bedeute der Verlust der Hauptstadt etwa eines lokalen oder regionaler Häuptlings oder sonstigen Herrschers in den Kolonien in der Regel vielleicht einen Prestigeverlust, aber kaum mehr. Bei niedrigem wirtschaftlichen Entwicklungsgrad, einer geringen politischen Zentralisierung und kaum entwickelter Infrastruktur hat die Eroberung des Sitzes eines lokalen Machthabers nur geringe Bedeutung. Der Krieg wird in der Regel so nicht beendet, sondern mag sich dauerhaft in die Länge ziehen.

Ein entscheidendes Problem besteht für Callwell darin, daß Aufständische im kolonialen Kontext - bzw. in der Dritten Welt - zwar bei einer direkten militärischen Konfrontation hoffnungslos unterlegen sind und in der Regel schnell vernichtend geschlagen werden könnten, genau solche entscheidenden Schlachten aber verweigern und sich auf Hinterhalte und Überfälle verlegen. Bei diesen allerdings sind militärische und technische Überlegenheit kaum von Vorteil. Deshalb sollten die regulären Truppen versuchen, die Aufständischen wenn immer möglich zur Verteidigung fester Punkte oder anderswie zur offenen Schlacht zu zwingen.

Die häufig zu beobachtende Schwierigkeit, den Gegner militärisch vernichtend zu schlagen, ist die eine Seite der Medaille. Zugleich aber stellt Callwell fest, daß dies häufig gar nicht erforderlich sei.

    "The main points of difference between small wars and regular campaigns in this respect are that, in the former, the beating of the hostile armies is not necessarily the main object even if such armies exist, that moral effect is often far more important than material success, and that the operations are sometimes limited to committing havoc which the laws of regular warfare do not sanction."

Der entscheidende Punkt aus Callwells Sicht besteht also in der Schwierigkeit, den taktisch unterlegenen Gegner zum Kampf zu zwingen - deshalb ist es notwendig, einen anderen Weg zum Erfolg zu finden. Dieser verbindet zwei miteinander verknüpfte Herangehensweisen: Einmal das Brechen des politischen Willens des Gegners, zweitens die Vernichtung der Lebensgrundlagen der zu unterwerfenden Gesellschaften und Aufständischen. Letztere kann natürlich entscheidend zur Demoralisierung des Gegners beitragen.

Um den Kampfeswillen der Aufständischen zu brechen, sollte man ihn sehr gut kennen. Zu diesem Zweck sei es nicht nur für die Kommandeure, sondern für alle Offiziere wichtig, die Sitten, Gebräuche und die Operationsform des Gegners zu studieren, da man ihn sonst nicht wirksam bekämpfen könne. Darüber hinaus sei es ratsam, immer möglichst offensiv aufzutreten und die Defensive oder statisches Verhalten zu vermeiden. "The records of small wars show unmistakably how great is the impression made upon semi-civilized races and upon savages by a bold and resolute procedure. ... Prestige is everything in such warfare. It is the commander who recognizes this and who acts upon it, who conquers inferior races absolutely and for good."

Deshalb drängt er darauf, daß die Initiative und Offensive das Grundprinzip der Aufstandsbekämpfung sein muß - nicht allein aus taktischen Gründen, sondern um den Gegner zu demoralisieren und psychologisch zu lähmen. Da er ja oft nicht zum Kampf gestellt werden kann, müsse so sein Widerstandswille und seine Unterstützung in der Bevölkerung untergraben werden.

Dazu dienen auch Angriffe auf und die Zerstörung von Vorratslagern, Viehherden und Dörfern, ggf. die Verwüstung ganzer Landstriche. Das soll den Aufständischen und ihrem sozialen Umfeld die Aussichtslosigkeit ihrer Lage vor Augen führen und ihren Widerstandswillen brechen, ihnen zugleich aber die materiellen Grundlagen entziehen, den Kampf weiterzuführen. In manchen Fällen wird man so auch erreichen, den Gegner zur Verteidigung seines Landes oder Eigentums zu zwingen, und ihn so aus der Deckung locken und zur Schlacht zwingen. Dann wird die militärische Überlegenheit der regulären Truppen endlich voll zur Geltung gebracht werden können.

Callwell hält es nicht für erforderlich, diesen Punkt hinter Euphemismen zu verbergen:

    "But when there is no king to conquer, no capital to seize, no organised army to overthrow, and when there are no celebrated strongholds to capture, and no great centres of population to occupy, the objective is not so easy to select. It is then that the regular troops are forced to resort to cattle lifting and village burning and that the war assumes an aspect which may shock the humanitarian. […] The destruction of the crops and stores of grain of the enemy is another way of carrying on hostilities. [...] The most satisfactory way of bringing such foes to reason is by the rifle and sword, for they understand this mode of warfare and respect it. Sometimes, however, the circumstances do not admit of it, and then their villages must be demolished and their crops and granaries destroyed; still it is unfortunate when this is the case."

Er empfiehlt, ein Zielgebiet in unterschiedliche Zonen aufzuteilen und diese mit befestigten Positionen und Nachschub zu versehen. Dabei sollten auch Orte vorgesehen werden, zu denen erbeutete Viehherden gebracht werden können. Diese Zonen seien so zuzuschneiden, daß sie eine bequeme Säuberung von allen Gütern erlauben, die dem Gegner nützlich sein können, um diesen Prozeß methodisch und schnell umsetzen zu können. Er müsse systematisch betrieben werden, gleichgültig ob er die Form einer vollkommenen Verwüstung des Landes oder nur die Beschlagnahme oder Zerstörung von Nachschub annimmt.

    "The adoption of guerilla methods by the enemy almost necessarily forces the regular troops to resort to punitive measures directed against the possessions of their antagonists. It must be remembered that one way to get the enemy to fight is to make raids on his property—only the most cowardly of savages and irregulars will allow their cattle to be carried off or their homes to be destroyed without making some show of resistance. Antagonists who will not even under such circumstances strike a blow, can only be dealt with by depriving them of their belongings or burning their dwellings. When operations are being carried out against guerillas scattered over great tracts of country, it has generally been found very useful to send raiding parties consisting of mounted men great distances, to carry off the enemy's flocks and herds or to destroy encampments and villages."

Callwell unterstreicht die Notwendigkeit einer Zerstörung aller Getreide- und anderen Vorräte, "and unless these stores be dealt with the job is incomplete. The destruction of a village in fact cannot be effected in a moment, and to ensure that the work shall be carried out thoroughly the parties charged with doing the damage require to undertake the task methodically and with deliberation."

Hier ist der Kampf gegen die Aufständischen und der gegen die Lebensgrundlagen der Bevölkerung nicht mehr zu trennen. Die Tatsache, diese als "Wilde" und "halbzivilisierte Rassen" wahrzunehmen, war dabei sicher hilfreich.

Insgesamt dürfen wir Callwells Buch als typischen Ausdruck kolonialer Aufstandsbekämpfung betrachten. Er formuliert die Erkenntnis, daß Vorteile an Militärtechnik, Feuerkraft und Disziplin durch reguläre Truppen in Small Wars und bei Counterinsurgency keine Gewähr für den Erfolg darstellen. Sie kommen oft kaum zum Tragen, da die Aufständischen sich ihnen entziehen, offene Schlachten in der Regel vermeiden und sich auf der Grundlage ihrer höheren Mobilität und besseren Landeskenntnis auf Überraschungsangriffe, Hinterhalte und Überfalle verlegen, die konventionell schwer zu bekämpfen sind. Damit sind, Callwell zufolge, traditionelle militärische Formen der Kriegführung - bei denen es in der Regel auf den Umfang, die Feuerkraft und Mobilität der Truppe ankommt - kaum anwendbar. Er rät statt dessen zu einer Kombination dreier Taktiken: Einmal zu permanent aggressiven Verhalten, das die dauerhafte, entschlossene Offensive zur Pflicht macht. Dies soll einerseits dem taktischen Ziel dienen, den Gegner - der bei Callwell immer als "Feind" bezeichnet wird - nie zur Ruhe kommen zu lassen und so von eigenen Angriffen abzuhalten. Zweitens, und damit verbunden, betont Callwell die in Counterinsurgency zentrale Rolle psychologischer Faktoren - insbesondere die Entmutigung, Demoralisierung und Einschüchterung des Gegners, und die damit verbundene Notwendigkeit, ihn in Gefechten nicht nur besiegen, sondern vernichtend zu schlagen. Drittens  zielt seine Vorstellung von Aufstandsbekämpfung darauf, den direkt kaum zu fassenden Gegner dadurch zu schlagen, daß man seine Lebens- und Operationsgrundlagen vernichtet, etwa seine Dörfer, Vorräte oder sein Vieh. So könne er entweder gegen seinen Willen doch zum offenen Kampf gezwungen werden oder er verliere die Grundlage des weiteren Kampfes. Letztlich bleibt Callwell trotz zahlreicher Ansätze zur Entwicklung eines Konzepts für nicht-konventionellen Krieg doch traditionellem militärischen Denken verhaftet: Es geht ihm immer wieder darum Wege zu finden, die eine klassische militärische Entscheidung des Krieges ermöglichen. Typisch dafür ist seine zitierte Ansicht, daß es der "most satisfactory way of bringing such foes to reason is by the rifle and sword". Da dies allerdings oft nicht gelinge, bleibe als Kernansatz die Zerstörung und Verwüstung des gegnerischen Lebensumfeldes. Bemerkenswert ist auch, daß er selten zwischen Aufständischen und der Bevölkerung unterscheidet, und daß Politik, Konfliktausgleich, Verhandlungen und ähnliche nicht-militärische Möglichkeiten einer Konfliktbeilegung an keiner Stelle erwähnt werden. Dies dürfte dem kolonialen Kontext seiner Schrift zuzuschreiben sein: Wenn es um die Unterwerfung fremder Bevölkerungen und Gebiete geht, können solche Herangehensweisen höchstens taktische Relevanz haben, aber keine Konfliktlösung bieten. Politische Konflikte verblassen hinter der Intention der Eroberung und Unterwerfung, die Callwells Buch überall anleitet.

 

5. Aufstandsbekämpfung während des Ost-West-Konfliktes - Sir Robert Thompson

Sir Robert Thompson schrieb seinen Klassiker über Aufstandsbekämpfung in einem völlig anderen historischen Kontext, nämlich in einer Zeit der Dekolonisierung, die zugleich vom Kalten Krieg geprägt war. Es ging ihm deshalb nicht länger um die Eroberung und Kontrolle von Kolonien, sondern um das Ziel von "Defeating Communist Insurgency", wie der Titel seines Buches schon formuliert. Zugleich dürfen als Ziele angenommen werden, den Dekolonisierungsprozeß geordnet abzuwickeln, dabei selbst wenig Schäden davonzutragen und eine Situation einzuleiten, in der in der post-kolonialen Phase die eigenen Interessen möglichst stark zum Tragen kommen. Es sollte deshalb nicht überraschen, daß seine Konzeptionierung von Aufstandsbekämpfung deutlich politischer und weniger militärfixiert angelegt ist, als die seiner kolonialistischen Vorgänger.

So unterscheidet sich bereits sein Startpunkt deutlich von dem Callwells. Thompson gibt erst einen kurzen Überblick über historische, gesellschaftliche und geographische Rahmenbedingungen für die Counterinsurgency - er benutzt systematisch diesen Begriff - in Malaya (der die Kernregion dessen, was später zu Malaysia wurde) und Vietnam, um dann den Charakter der politischen Konflikte in beiden Ländern zu skizzieren. Sie Ausgangspunkt ist die naheliegende Einsicht, daß jeder Aufstand Gründe und Rechtfertigungen braucht. Er nennt Korruption, Verschwendung, eine verfehlte Steuerpolitik und andere Probleme als mögliche Hintergründe, die die Aufständischen ausnützen könnten. Neben solchen politischen Konflikten nennt Thompson einen wichtigen Faktor, damit es überhaupt zu Aufständen kommen kann, nämlich einen teilweisen oder völligen Zusammenbruch der staatlichen Verwaltung auf dem Land. Damit verbunden ist für ihn die Frage, ob die Verbindung zwischen der Regierung und der Bevölkerung vertrauensvoll oder gestört ist. Anders ausgedrückt: Für Thompson kommen Aufstände nicht voraussetzungslos, sondern entstehen erst, wenn eine Gesellschaft und ihr politisches System Schwächen und Krisensymptome aufweisen - erst dann können - kommunistische oder andere - Kader hoffen, Teile der Bevölkerung in einen Aufstand zu führen. Deshalb würden sie von Beginn an auch versuchen, das Ansehen und die Funktionsfähigkeit einer Regierung zu untergraben. Sobald die schwierige Phase politischer "Subversion" in einen gewaltsamen Aufstand übergeht, ändert sich der politische und gesellschaftliche Kontext zu Ungunsten der Regierung:

    "The guerillas are now operating within the population, and this is the period when one can apply Mao Tse-tung's dictum that the guerilla must be to the population as little fishes in water. The population is not only providing the guerilla with his food and intelligence, but giving him perfect cover and concealment. Dressed as a peasant, the guerilla, except when he is carrying arms, is indistinguishable from the rest of the people. In fact, he can be both a peasant by day and a guerilla by night."

In einer solchen Situation der Bedrohung und Unsicherheit könne die Regierung eine Reihe naheliegender Fehler begehen. Die Entsendung kleiner Militäreinheiten würde diese leicht Überfällen und Hinterhalten aussetzen, Operationen großer und schwer bewaffneter berge die Gefahr, mehr Schaden als Nutzen mit sich zu bringen. Sie würden den Gegner selten aufspüren können und nur leere oder von Zivilisten bewohnte Dörfer finden - und dann aus Frustration mit großer Härte reagieren. Die Opfer von Folter oder dem, was man heute "Kollateralschäden" nennen würde, könnten von der Gegenseite propagandistisch ausgenutzt werden und die Bevölkerung den Aufständischen in die Arme treiben. Letztlich seien militärische Mittel nicht geeignet, Aufständische zu besiegen, auch wenn sie eine wichtige flankierende Rolle hätten. Der Kern Thompsons Buchs besteht in seinen fünf grundlegenden Prinzipien de Aufstandsbekämpfung, die sein Verständnis dieser Kriegsform deutlich werden lassen. Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist, daß Aufstände am besten in ihren frühesten Phasen bekämpft werden können, und daß in letzter Konsequenz eine Vorbeugung erfolgreicher sei als ihre Bekämpfung. Seine Grundprinzipien sind deshalb weit weniger militärisch orientiert, als die von Callwell:

    "The government must have a clear political aim: to establish and maintain a free, independent and united country which is politically and economically stable and viable. ... An insurgent movement is a war for the people. It stands to reason that government measures must be directed to restoring government authority and law and order throughout the country, so that control over the population can be regained and its support won."

Anders ausgedrückt: Für Thompson steht nicht so sehr die militärische Bekämpfung der Aufständischen im Zentrum wie die Herstellung politischer Bedingungen, die den Aufstand gegenstandslos werden lassen. Nicht die Zerschlagung des Gegners, sondern die Stärkung der Regierung und ihre Orientierung an den Interessen des eigenen Landes stehen für ihn im Vordergrund. Als Beispiel nennt er das Problem der Korruption, dessen Beseitigung als Teil von Counterinsurgency so wichtig sei wie jede militärische Operation. "In fact, it is far more important because unless the cracks in the government structure are mended, military operations and emergency measures, apart from being ineffectual, may themselves widen the cracks and be turned to the enemy's advantage."

Sein zweites Prinzip nimmt diesen Punkt auf:

    "The government must function in accordance with the law."

Es bestehe zwar eine große Versuchung, in Zeiten der Krise und einer Bedrohung durch Gewalt zu drastischen und außergesetzlichen Maßnahmen zu greifen, aber dies schaffe letztlich mehr Probleme, als es löse. Eine Regierung, die sich nicht an die Gesetze halte, verliere das Recht, sich Regierung zu nennen und könne nicht erwarten, daß sich die Bevölkerung an die Gesetze hält. Thompson betont, daß eine Regierung, die außerhalb der Gesetze zu operiert, ihre Legitimität untergräbt und so den Aufständischen in die Hände spielt.

    "The government must have an overall plan. This plan must cover not just the security measures and military operations. It must include all political, social, economic, administrative, police and other measures which have a bearing on the insurgency. Above all it must clearly define roles and responsibilities to avoid duplication of effort and to ensure that there are no gaps in the government's field of action."

Auch dieser Punkt zielt nicht auf die Aufständischen, sondern die Regierungsseite. Ohne eine integrierte und koordinierte zivil-militärische Gesamtstrategie läßt sich nach Thompson das komplexe Problem der Aufstandsbekämpfung nicht bewältigen. Dazu gehöre auch, sich über die eigenen Prioritäten klarzuwerden. Um seinen Grundansatz noch einmal unmißverständlich zu betonen, formuliert er sein viertes Prinzip.

    "The government must give priority to defeating the political subversion, not the guerrillas."

Dies bezieht sich nicht allein auf die Beseitigung der Aufstandsursachen, sondern auch auf die Identifizierung und Ausschaltung der politischen Strukturen des Aufstandes, nicht primär ihrer militärischen. Insgesamt wird deutlich, daß Thompson Aufstände vor allem als einen politischen Konflikt begreift, bei dem seine militärischen Aspekte eher Symptome denn das eigentliche Problem darstellen. Counterinsurgency müsse deswegen auch primär politisch konzipiert werden. Damit hat er sich weit von Callwells Positionen entfernt, die noch vorwiegend militärisch angelegt waren.

    "In the guerrilla phase of an insurgency, a government must secure its base areas first."

Umgekehrtes gelte in der Vorbereitungsphase eines Aufstandes, bevor also der gewaltsame Konflikt ausgebrochen ist. Dann solle man sich eher auf die ländlichen und abgelegenen Regionen konzentrieren, um eine Entwicklung des Aufstandes zu unterbinden.

Insgesamt betont Thompson, daß Erfolg bei Counterinsurgency letztlich davon abhängt, ob die Regierung die Bevölkerung auf ihre Seite bringen und sie davon überzeugen kann, die bessere Alternative zu den Aufständischen darzustellen. Dies hänge aber zum großen Teil davon ab, daß die Regierung überhaupt funktions- und handlungsfähig ist. Der entscheidende Punkt dabei sei, eine wirksame Verwaltung aufzubauen. Es gehe darum, die engste mögliche Verbindung zwischen Regierung und Bevölkerung zu erreichen. Eine Verwaltung könne nur wirksam funktionieren, wenn sie über den Respekt und die Kooperationsbereitschaft der Bevölkerung verfüge.

Es ist hier nicht angebracht, die zahlreichen strukturellen und operativen Anregungen und Vorschläge nachzuvollziehen, die Thompson präsentiert. In der Regel entspringen sie seinem skizzierten Grundansatz. Es mag ausreichen, hier die vier Phasen seines Konzepts zu skizzieren, und schließlich ein Kernelement herauszugreifen, die Wehrdörfer. Thompson unterscheidet bei Counterinsurgency die Phasen "clearing, holding, winning, and won". "Winning" meint in diesem Zusammenhang nicht den Sieg über die Aufständischen, sondern die Bevölkerung für sich gewinnen zu wollen, während "won" meint, den Konflikt erfolgreich für sich entschieden zu haben. Er setzt sich damit von einem zweiphasigen Konzept des "search and clear" ab. Es ist kein Zufall, daß diese Terminologie im US-Militär leicht modifiziert auftauchen bzw. später auftauchen würden, und zwar als "search and destroy" einerseits, und "shape, clear, hold, and build" andererseits. Letzteres unterscheidet sich nur in zweitrangigen Fragen von Thompsons Vorstellungen: Einerseits, indem eine "shape"-Phase vorgeschaltet wird, nämlich eine der politisch-militärischen Vorbereitung einer Zielregion. Das dürfte durchaus den Intentionen Thompsons entsprechen. Zweitens aber fügt er eine Phase hinzu, die eigentlich den erfolgreichen Abschluß von Counterinsurgency voraussetzt, nämlich die Phase, in der man bereits "gewonnen" hat und nur noch den Übergang zu Normalität organisiert. Der Kern aus "clear, hold, winning/build" allerdings ist identisch, von einem kleinen terminologischen Unterschied einmal abgesehen.

Die clear-Phase von COIN ist hier von geringem Interesse, da das militärische "Säubern" einer Zielregion von Aufständischen in praktisch jeder Variante von Aufstandsbekämpfung figuriert. Allerdings legt Thompson Wert auf die Feststellung, daß "clear" nicht unbedingt die Zerschlagung oder physische Vernichtung aufständischer Einheiten bedeuten muß, sondern nur ihre Entfernung. Er würde sich einer Tötung der Aufständischen sicher nicht wiedersetzen, wo möglich, meint aber, daß es darum nicht im Kern gehe, sondern eben um die "Säuberung" einer Region von ihnen, auf welche Art auch immer.

Von hoher Bedeutung ist für ihn die hold-Phase. Es gehe nicht darum, eine Region kurzzeitig in Besitz zu nehmen, um sie dann bald wieder dem Gegner zu überlassen. Wenn man eine Region nicht halten könne oder wolle, brauche man sie auch nicht zu säubern, da dies ja bald rückgängig gemacht würde. Das Halten eines Gebiets sei aber kein Selbstzweck und solle auch nicht allein der militärischen Schwächung des Gegners dienen:

    "The objects of a hold operation are to restore government authority in the area and to establish a firm security framework. This involves the creation of strategic hamlets, the formation of hamlet militia and the imposition of various control measures on the movement of both people and resources, all of which are designed to isolate the guerilla forces from the population, to provide protection for the people themselves and to eliminate the insurgent underground subversive organization in the villages."

Dieser Satz faßt Thompsons Position kurz und klar zusammen: 1. Die militärischen Operationen dienen dem politischen Ziel der Wiederherstellung der Autorität der Regierung. 2. Ein fester sicherheitspolitischer - insbesondere polizeilicher - Rahmen soll dies ergänzen. 3. Die Strategie besteht in der Trennung von Guerilla und Bevölkerung. 4. Erst so wird es möglich, die geheime Infrastruktur und Organisation der Aufständischen zu zerschlagen. 5. Zu diesem Zweck sollte die Bevölkerung sowohl kontrolliert, als auch vor den Aufständischen geschützt werden. 6. Die Schaffung kontrollierter Wehrdörfer ist ein wichtiges Mittel, da sie der Mobilisierung der Bevölkerung gegen die Aufständischen wie deren Kontrolle dienen können.

Die Phase des "winning" kann, so Thompson, "tritely be summed up with good government in all its aspects." Dabei geht es einerseits um die Etablierung funktionierender und für die Bevölkerung auf rechtsstaatlicher Grundlage tätiger Behörden, zugleich aber die Gewährleistung staatlicher Dienstleistungen, wie Gesundheitsversorgung, Bildung, wirtschaftliche Entwicklung, und anderes. Wenn die Phasen des hold und winning erfolgreich bewältigt wurden, könne in der letzten, won-Phase die politische und gesellschaftliche Normalisierung und der Übergang zu einer langfristigen Stabilisierung umgesetzt werden.

Abschließend soll noch das erwähnte Programm der Wehrdörfer angesprochen werden, ohne dabei ins Detail gehen zu können. Thompson faßt seine Bedeutung so zusammen:

    "The battle in the populated areas represents a straight fight between the government and the insurgents for the control of the rural population. The main method required to restore government authority and control is the strategic hamlet programme, supported by 'clear-and-hold' operations. The purpose of the programme, supported by these operations, is not just to kill insurgents in the populated areas but to destroy the insurgent subversive organization and infrastructure there. The mere killing of insurgents, without the simultaneous destruction of their infrastructure, is a waste of effort because their subversive organization will continue to spread and all casualties will be made good by new recruits."

Als Mittel zur Erreichung dieser Ziele sollen gezielte Umsiedlungen organisiert werden, die die Bevölkerung in ausgewählten Regionen in leicht kontrollierbaren Dörfern ansiedelt. Dies sei mit einer Erfassung und Registrierung aller Personen über 12 Jahre, der strengen Kontrolle und Rationierung von Lebensmitteln und entsprechender Vorräte und der Einrichtung von Dorfmilizen gegen die Aufständischen sowie weiteren Maßnahmen zu verbinden.

Insgesamt ist deutlich, daß Thompson einen klaren Bruch mit der kolonialen Variante von Counterinsurgency vollzogen hat. Er stellt die Gewinnung (und Kontrolle) der Bevölkerung in den Mittelpunkt, was im kolonialen Kontext schwierig gewesen wäre, da deren Unterwerfung und Beherrschung ja das strategische Ziel war. Um das Ziel der Gewinnung der Bevölkerung zu erreichen, setzt er vor allem auf wirksame und von der Bevölkerung akzeptierte Regierungsführung. Dabei geht es zugleich um deren Effizienz, ihre Bindung an rechtsstaatliche Prinzipien und die Ausrichtung ihrer Politik an den Interessen der Bevölkerung. Dies müsse allerdings mit ihrer systematischen und strengen Kontrolle verbunden werden. Militärische Operation sollen diesen Zielen dienen - ein direkter militärischer Sieg über die Aufständischen betrachtet er als kaum möglich. Counterinsurgency dürfe deshalb nicht primär gegen die Guerillas ausgerichtet werden, sondern außer auf die Bevölkerung auf die politische Struktur der Aufständischen. Militärische Gewalt ist ein selbstverständliches Element seines COIN-Konzeptes, aber nicht sein Grundansatz, sondern ein Instrument im Rahmen eines zivil-militärischen Gesamtkonzeptes.

 

6. Aufstandsbekämpfung nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes - Rupert Smith

Das Buch des Ex-Generals Rupert Smith (Einsätze u.a. im Zweiten Golfkrieg, Bosnien und Nordirland) steht in der Tradition Thompsons, auch wenn es 40 Jahre später geschrieben wurde. Es schlägt einen historischen Bogen von den klassischen Kriegen, von Napoleon und Clausewitz, bis zu den aktuellen, bei denen nicht mehr Territorium, sondern die Bevölkerung im Mittelpunkt steht. Smith vermeidet den Begriff Counterinsurgency - obwohl er Guerillakriege thematisiert -, aber der dritte Teil seines Buches ist für unser Thema ausgesprochen bedeutsam.

Smith diagnostiziert, daß klassische zwischenstaatliche Kriege kaum noch geführt werden, daß die "industriellen Kriege" der Vergangenheit von Gewaltkonflikten abgelöst wurden, die er "war amongst the people" nennt. Den Begriff faßt er folgendermaßen:

    "War amongst the people is both a graphic description of modern war-like situations, and also a conceptual framework: it reflects the hard fact that there is no secluded battlefield upon which armies engage, nor are there necessarily armies, definitely not on all sides. ... War amongst the people is different: it is the reality in which the people in the streets and houses and fields - all the people, anywhere - are the battlefield. Military engagements can take place anywhere: in the presence of civilians, against civilians, in defence of civilians. Civilians are the targets, objectives to be won, as much as an opposing force."

Im Unterschied zu den meisten Publikationen über Counterinsurgency ist Smiths Werk kein "How-to" Buch, sondern dient der Reflexion und Kritik der neueren Einsatzformen westlichen Militärs, nachdem klassische Kriege kaum noch zu erwarten sind. Es geht ihm also nicht um die Empfehlung neuer oder anderer Taktiken zur Effektivierung von Counterinsurgency oder den anderen Kategorien von "war amongst the population" - wie z.B. Peace Keeping- oder Stabilisierungseinsätze - sondern um deren strategische Neuausrichtung.

Seine grundlegenden Einschätzungen der Probleme von Aufständen und Guerillakriegen entsprechen denen der meisten anderen Autoren: Er betont das Ausweichen der Aufständischen vor konventionellen Schlachten, ihre zahlenmäßige und militärische Unterlegenheit, die durch das Überraschungsmoment ihrer Angriffe, Hinterhalte, und häufig überlegene Kenntnis des gesellschaftlichen Umfeldes und des eigene Landes kompensiert werden. "Because of their mobility, the dispersal of their forces into small groups and their ability to disappear among the civilian population, guerrillas are extremely difficult to pin down and bring to battle: guerrilla wars evolve without a fixed front line." Auch er ist sich über die enge Verbindung von Guerillas und der Bevölkerung im Klaren: Sie sind von dieser in fast jeder Hinsicht abhängig, etwa für die Tarnung - wenn sie etwa nicht von Zivilisten unterschieden werden können - für die Rekrutierung, Versorgung und zu anderen Zwecken.

Smith ist sich mit vielen anderen modernen Analytikern auch darin einig, daß ein solcher Gegner durch militärische Mittel nicht strategisch zu schlagen ist. Ein solcher Versuch würde ein exzessives Maß an militärischer Gewalt erfordern, das ihr Ziel trotzdem leicht verfehlen könne:

    "To do this requires the suppression of the people - counter terror - to the point where out of fear they reject the terrorist in their midst, or are so controlled that the terrorist is unable to operate, or else they are transported elsewhere. The political costs of taking these actions are strategically high in terms of morality, legality, manpower and finance. Moreover, they are of doubtful operational value since, as we have seen, the methods often serve the opponent's strategy."

Deshalb gelangt Smith zur Einschätzung, daß die Bevölkerung sowohl taktisch wie strategisch der entscheidende Faktor bei Aufstandsbekämpfung darstellt: taktisch, da der Gegner sich in ihr verbergen könne, weil er seine Ressourcen von ihr beziehe, weil die Bevölkerung absichtlich oder unabsichtlich zum Ziel oder Opfer militärischer Operationen werden könne, oder weil sie selbst an den Kämpfen teilnehme. Ihre strategische Bedeutung resultiert aus der Erkenntnis, daß ihre Gewinnung ("capturing the will of the people") und Unterstützung letztlich über den Ausgang des Krieges entscheidet. Auch wenn dies in der militärischen und politischen Literatur häufig akzeptiert sei und unter dem Begriff "winning hearts and minds" immer wieder betont werde, so gebe es aber gerade in diesem entscheidenden Punkt wichtige konzeptionelle Schwächen:

    "Capturing the will of the people is a very clear and basic concept, yet one that is either misunderstood or ignored by political and military establishments around the world. The politician keeps applying force to attain a condition, assuming the military will both create and maintain it. And whilst for many years the military has understood the need to win the 'hearts and minds' of the local population, this is still seen as a supporting activity to the defeat of the insurgents rather than the overall objective, and it is often under-resourced and restricted to low-level acts to ameliorate local conditions and the lot of the people."

Anders ausgedrückt: In der politischen und militärischen Praxis werde die Gewinnung der Bevölkerung häufig von der strategischen auf die taktische Ebene verlagert und vor allem mit dem Ziel betrieben, militärische Operationen zu erleichtern und zu begünstigen - während sie tatsächlich das strategische Ziel aller militärischen wie zivilen Maßnahmen sein müsse. Diese kluge Erkenntnis ließe sich im Übrigen auch gegen manche Vorstellungen Thompsons vorbringen.

In diesem Zusammenhang weist Smith darauf hin, daß "die Bevölkerung" - bzw. ihre hearts and minds - für sich zu gewinnen, nicht schematisiert werden darf. Sie bestehe aus so unterschiedlichen Elementen und Strömungen und wie Familien, Stämmen, Nationalitäten, Ethnizitäten, Religionen, Ideologien, Staatsangehörigkeiten, Berufen, Fähigkeiten, und sehr unterschiedlichen wirtschaftlichen Interessen. Man könne aber die Bevölkerung kaum für sich gewinnen, wenn man sie und ihre unterschiedlichen Strömungen nicht verstehe, eine beträchtliche Kenntnis der lokalen Umstände sei also wichtig.

Darüber hinaus sei wesentlich, die Massenmedien für sich zu nutzen und eine Behinderung der politisch-militärischen Anstrengungen durch diese zu vermeiden. Politische Führer und militärische Kommandeure ständen in einem "symbiotischen Verhältnis" zu den Medien und müßten sie für die eigenen Zwecke nutzen: "(T)he media is a crucially useful element in modern conflicts for attaining the political objective of winning the will of the people".

Schließlich weist Smith wie Thompson auf die besondere Notwendigkeit hin, Aufstandsbekämpfung im Rahmen der Gesetze und auf rechtsstaatlicher Basis zu betreiben. Gewaltanwendung muß selbst auf gesetzmäßiger und ethisch vertretbarer Grundlage erfolgen, wenn sie nicht dem Ziel der Befriedung mehr schaden als nutzen soll. Wenn die Durchsetzung von Rechtsstaatlichkeit ein wichtiges Ziel der Aufstandsbekämpfung darstellt, darf sie selbst nicht außer oder gegen die Gesetze betrieben werden. Außerdem dürfen sich die Maßnahmen nicht gegen die Bevölkerung insgesamt richten, sondern ausschließlich gegen die Rechtsbrecher.

    "Every time the innocent, even if they support the lawbreaker, are attacked or arrested, killed or imprisoned, the law is diminished and the ultimate objective of the people's will to support it is made more difficult to achieve. The more the measures to impose order involve terrorizing the population the more the position of the opponent as their defender is enhanced-—and the less likely you are to gain the strategic objective, the will of the people. It is difficult to apply military force to this objective, since by its nature it is lethal, massive and tends to be arbitrary. Its practitioners have in the main been trained for a war they are not fighting."

Der eigentliche Beitrag Rupert Smiths liegt allerdings nicht auf der taktischen Ebene, sondern auf der einer Einordnung und Reflexion unkonventioneller Kriegführung. Smith identifiziert einige wesentliche Änderungen der strategischen Kultur im Vergleich der Zeit klassischer Kriege.

Einmal würden die heutigen Kriege, wie erwähnt, innerhalb und um die Bevölkerung geführt, und deshalb nehmen die Massenmedien inzwischen eine Schlüsselfunktion ein. Darauf wurde bereits hingewiesen.

Zweitens hätte sich der Charakter der Ziele geändert. Während es früher absolute, harte und klare Ziele gegeben habe - etwa in den beiden Weltkriegen, bei denen es um den Sieg oder eine vernichtende Niederlage ging - seien die Ziele nun oft unklarer und begrenzter und richteten sich gegen nichtstaatliche Akteure. Vom Krieg auf dem Balkan oder in Afghanistan hing kaum die nationale Zukunft der USA oder europäischer Länder ab. Kriege wie Aufstandsbekämpfung in Ländern der Dritten Welt sind in der Regel für externe Interventen aus westlichen Ländern keine Frage des nationalen Überlebens, sondern der einer Wahrnehmung begrenzter Interessen - und deshalb halten sich die Kriegsanstrengungen auch in einem begrenzten Rahmen, der das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in Europa und den USA nicht stören darf. Diese Kriege werden nicht als zentrale nationale Aufgabe geführt, sondern sozusagen nebenbei, während das normale Leben der eigenen Gesellschaften davon kaum beeinflußt wird.

Drittens seien die neuen Kriege zeitlich entgrenzt, da ihre Ziele häufig nicht mehr in einem konkreten Ergebnis bestehen, sondern in einem sozialen Zustand, der auf lange Zeit künstlich aufrechterhalten werden muß, um schließlich tragfähig zu funktionieren. Früher wurden Kriege vielleicht durch eine klare Niederlage der Truppen oder die Eroberung einer Hauptstadt entschieden und waren dann vorüber. Wenn aber heute das Ziel sei, ein fremdes Land zu "stabilisieren" oder einer dortigen Aufstandsbewegung den Boden zu entziehen, dann sei nicht nur weniger klar, was genau diese Ziele konkret bedeuten - sondern es ist auch schwerer festzustellen, wann die Aufgabe beendet sein wird. Und der Aufbau funktionierender politischer und gesellschaftlicher Strukturen als Einsatzziel in einem Drittland wird sicher nicht so schnell abzuschließen sein, wie der Erste oder Zweite Weltkrieg dauerten. Hier kann es sich um eine jahrzehntelange Aufgabe handeln. Die beiden letzten Punkte faßt Smith so zusammen: "In other words, modern military operations are in practice dealt with as one amongst many activities of our states and can be sustained nearly endlessly: they are timeless." Das gilt tendentiell in besonderem Maße für Aufstandsbekämpfung.

Viertens würden Kriege inzwischen oft auf eine Art geführt, die die Vermeidung des Verlustes eigener Truppen betont, statt die Erreichung eines Kriegsziels. So führten sehr geringe Verluste der USA in Somalia oder dem Libanon dazu, daß die eigenen Truppen überstürzt abgezogen wurden - Selbstschutz der Truppen steht bei vielen Einsätzen an erster Stelle. Dies schafft aber eine große Distanz zwischen den hoch bewaffneten und gut geschützten Truppen und der einheimischen Bevölkerung, was es massiv erschwert, sie für sich zu gewinnen.

Fünftens bestehe die Tendenz, neue Einsatzformen für alte Waffensysteme zu finden, insbesondere für solche, die für klassische Kriege entwickelt wurden. Gerade solche schweren Waffen "are often irrelevant to war amongst the people". Dieser Punkt impliziert, daß westliches Militär ihre Einsätze aufgrund ihrer überkommenen Bewaffnung, Ausbildung und nach konventionellem Muster führt, anstatt die Zielerfüllung - die ohnehin ja oft diffus bleibt - zum Ausgangspunkt zu nehmen. Dies mag sich allerdings seit Erscheinen des Buches aufgrund der Afghanistan- und Irakerfahrung und der COIN-Neukonzeptionierung im US- Militär graduell etwas vermindert haben, bleibt aber ein Problem. Häufig wird weiter die Bedeutung von Feuerkraft und schwerer Bewaffnung über- und die politischer Fragen unterschätzt.

Und schließlich: "(W)e tend to conduct our conflicts and confrontations in some form of multinational grouping, whether it is an alliance or a coalition, and against some party or parties that are not states." Tatsächlich werden heute die meisten militärischen Einsätze im Rahmen der UNO, der NATO, der EU oder durch "Koalitionen der Willigen" unternommen, nicht mehr unilateral. Dies erleichtert die Lasten der Beteiligten, kann auch die Legitimität der jeweiligen Kriegführung erhöhen, führt aber zu Problemen der Koordination und Kooperation, insbesondere bei diffusen Einsatzzielen und fehlender Strategie. Gerade Counterinsurgency ist wenig für Coalition Warfare geeignet.

Damit ist ein zentrales Anliegen Smiths angesprochen, daß nämlich Aufstandsbekämpfungs- und vergleichbare Einsätze kein Ersatz für eine klar definierte Politik sein können, sondern deren Ausdruck sein müssen. In der jüngsten Vergangenheit habe es aber sehr an konzeptioneller Klarheit gefehlt: "As has been noted several times in this book, without a clear political purpose it is not possible have a military strategic objective."

Häufig aber sei die Politik sehr darauf ausgerichtet, "etwas zu tun", oder tendiere von vornherein zum Einsatz von militärischer Gewalt, ohne daß die Einsatzziele klar bestimmt wären.

    "I must emphasize the importance of understanding the desired outcome before deciding whether or not military force has a part to play in achieving it. Only by knowing what you want can you frame the questions to ask of the analysts and intelligence services; and only by knowing what you want in terms of the political outcome can you decide what it is you want the military to achieve."

 

7. Counterinsurgency im 21. Jahrhundert - Das US Army Field Manual FM 3-24

Wie erwähnt entwickelte sich die Theoriebildung zu Counterinsurgency fast vollständig in der Absicht, bestimmte Streitkräfte bei der Entwicklung tragfähiger Konzept zu unterstützen. Sie erfolgte eher nebenbei in entweder historisch oder auf einen praktischen Nutzen angelegten Schriften, wenn wir von Memoirenliteratur einmal absehen. Zahlreiche Autoren verfügten selbst über militärische oder berufliche Erfahrung mit Counterinsurgency, die sie zur Reflexion oder Konzeptionsentwicklung nutzten. Zugleich flossen solche Diskussionen in die militärische Doktrinbildung ein, insbesondere der US-Streitkräfte, die ja seit dem Zweiten Weltkrieg häufig in entsprechenden Operationsformen tätig waren. So entstand eine Literaturgattung offiziellen militärischen Schrifttums, in dem implizit oder explizit Theorien oder Theoriefragmente enthalten sind, soweit sie für die Entwicklung von praktischer Counterinsurgency erforderlich waren. Dies erklärt die erwähnte implizite oder explizite Tendenz der Autoren, die Machtsicherung externer Interventen und ihrer lokalen Partner zum selbstverständlichen Ausgangspunkt zu nehmen. Counterinsurgency ist in diesem Sinne eine Herrschaftstechnik.

Insbesondere die Field Manuals des US-Militärs (speziell des Marine Corps und des Heeres) sind zu deren Analyse ergiebige Quellen. Es handelt sich dabei um institutionelle Dokumente, die den einzelnen Waffengattungen, im Einzelfall auch den gesamten Streitkräften, bei der Ausbildung, Konzeptionierung, Vorbereitung und Durchführung von Aufstandsbekämpfung zur Verfügung standen und stehen. An ihrer Abfolge läßt sich der Stand des Denkens der Streitkräfte und ihre theoretische Durchdringung wie praktischen Folgerungen ablesen. Wenn diese Literaturgattung also zwar als praktische Handreichung gedacht ist, so gibt sie doch einen wichtigen Blick auf die theoretischen Annahmen und Denkweise des US-Militärs frei, also des heute wichtigsten COIN-Akteurs.

Das oben erwähnte "Small Wars Manual" des US Marine Corps von 1940 stellte den ersten Meilenstein dar. Für die letzten drei Jahrzehnte wären beispielhaft auch die folgenden Dokumente zu nennen:

  • US Marine Corps: Counterinsurgency Operations, FMFM 8-2, January 1980 (re-named as MCWP 3-33.5 in October of 2004)
  • US Marine Corps, Counterguerrilla Operations, FM 90-8 / MCRP 3-33A, August 1986
  • US Department of the Army, Foreign Internal Defense - Tactics, Techniques, and Procedures for Special Forces, FM 31-20-3, Washington, DC, 20 September 1994
  • US Department of the Army, Field Manual FM 3-0, Operations, Washington, June 2001
  • US Department of the Army, Stability Operations and Support Operations, Field Manual FM 3-07 (formerly 100-20), Washington, February 2003
  • US Department of the Air Force, Foreign Internal Defense, Air Force Doctrine Document 2-3.1, 10 May 2004
  • US Department of the Army, Counterinsurgency Operations, FMI 3-07.22, Washington, October 2004

Die letzte dieser Publikationen, das Field Manual Interim (FMI) 3-07.22 stellt bereits ein Indiz für einen konzeptionellen Umbruch dar. Bis zu seinem Erscheinen im Jahr 2004 atmete das militärische COIN-Denken in den USA immer noch den Geist des Kalten Krieges. Die Bekämpfung "kommunistischer" Guerillas stand noch im Mittelpunkt, auch wenn es diese kaum noch gab, und die Theorien Mao Tse Tungs wie Va Nguyen Giaps blieben wichtige gegnerische Bezugspunkte. Die neuen und zum Teil schmerzhaften Erfahrungen in Somalia, vor allem aber dem Irak und Afghanistan und das dortige Experimentieren von Offizieren niedriger und mittlerer Dienstränge, um aktuelle und tragfähige Konzepte für Aufstandsbekämpfung zu entwickeln, führten zu systematischen Arbeiten an einer neuen Counterinsurgency Strategie. Das Interim Field Manual 3-07.22 sollte diese Lücke überbrücken, indem es den bis 2004 gültigen Erkenntnisstand zusammenfaßte, bis im Dezember 2006 die neue Doktrin als Field Manual 3-24 des US Heeres und des Marine Corps erschien. Dieses Grundlagendokument war in einem langen Prozeß und unter Einbeziehungen von Politikwissenschaftlern, Ethnologen und Wissenschaftlern anderer Fachrichtungen, sowie von Nichtregierungsorganisationen erarbeitet worden. Es ging über ein bloßes "how-to"-Buch weit hinaus und läßt ein tiefes Verständnis von Aufständen und ihrer zivilen wie militärischen Bekämpfung erkennen. Später wurde es durch drei weitere Field Manuals ergänzt, bzw. taktisch ausgefüllt:

  • U. S. Department of the Army, Operations, Field Manual FM 3-0, 27th February, 2008
  • U. S. Department of the Army, Stability Operations, Field Manual FM 3-07, October 2008

und insbesondere:

  • U. S. Department of the Army, Tactics in Counterinsurgency: U.S. Army/Marine Corps Field Manual FM 3-24.2, April 2009

Der Ausgangspunkt des Field Manuals besteht in der nicht neuen Erkenntnis, daß viele Mittel konventioneller Kriegführung - wie große Feuerkraft - im Kontext von Counterinsurgency von begrenztem Wert oder sogar kontraproduktiv sind. Trotzdem würden sich viele konventionelle Verbände genau auf solche Methoden verlassen, und "they almost always fail".

Die Ursache dafür liegt in der Tatsache, daß Aufstände und Aufstandsbekämpfung nicht primär militärische Auseinandersetzungen sind, sondern vor allem politische:

"Political power is the central issue in insurgencies and counterinsurgencies; each side aims to get the people to accept its governance or authority as legitimate." Deshalb könne ein Sieg kaum militärisch errungen werden: "Victory is achieved when the populace consents to the government's legitimacy and stops actively and passively supporting the insurgency." Aus diesem Grund sei es nötig, daß die sich gegen einen Aufstand verteidigende Regierung die Ursachen von Unzufriedenheit in der Bevölkerung möglichst beseitigt. Auch kulturelles Verständnis der jeweiligen Gesellschaft ist deshalb wichtig.

Der politische Charakter von Counterinsurgency wird mehrfach und unmißverständlich ins Zentrum gerückt. So trägt ein Kapitel die Überschrift "Legitimacy is the main objective". Es beginnt so: "The primary objective of any COIN operation is to foster development of effective governance by a legitimate government ... A COIN effort cannot achieve lasting success without the HN (host nation; J.H.) government achieving legitimacy."

Zu diesem Zweck sollen in ausgewogener Form sowohl militärische wie nicht-militärische Mittel eingesetzt werden. Allerdings ist offensichtlich, daß politische Legitimität nicht primär durch den Einsatz militärischen Zwangs erreicht werden kann. Unter Aufnahme von Thompsons Vorstellungen betont das Field Manual die Notwendigkeit von Rechtsstaatlichkeit - sowohl in Bezug auf das Ziel der Gewinnung von Legitimität der Regierung, aber auch für die Durchführung militärischer Operationen. Daraus werden zwei Schlüsse abgeleitet: Einmal sei es nützlich, wenn die Aufständischen nicht als moralisch und juristisch gleichberechtigt oder gar überlegen wahrgenommen würden, sondern als Kriminelle. Dann gewinne die Regierung einen wichtigen Legitimitätsvorsprung. Dies könne aber - zweitens - nur gelingen, wenn es ein funktionierendes Justizsystem gebe, das in Übereinstimmung mit den lokalen kulturellen Werten und Praktiken arbeite.

Darüber hinaus wird ein Aspekt betont, der in vielen anderen Schriften zum Thema übersehen wird. Zur Überwindung der meisten Aufstände sei nämlich eine "politische Lösung" des Konflikts notwendig - und deshalb sei es wichtig, daß Counterinsurgency eine solche nicht behindere. Der theoretische Grundansatz des Field Manuals ist also insgesamt eher politisch als militärisch. Er wird auf die pointierte Aussage verdichtet, daß "the decisive battle is for the people's minds". Die Aufnahme der Vorstellungen von Thompson, Smith und anderen Autoren ist offensichtlich.

Um die skizzierten Ziele zu erreichen, müsse Counterinsurgency auf abgestimmte Weise militärische, paramilitärische, politische, wirtschaftliche, psychologische und bevölkerungsbezogene Maßnahmen ("civic action") anwenden. Dabei seien zivile Organisationen in der Regel besser zur Umsetzung ziviler Aufgaben geeignet als militärische - in einem unsicheren und gefährlichen Umfeld müsse aber das Militär gegebenenfalls solche Aufgaben übernehmen.

Auf der Grundlage solcher allgemeinen Erwägungen sollen nach Auffassung des Field Manuals die praktischen Maßnahmen zur Aufstandsbekämpfung erfolgen. Ein Schlüsselaspekt wird folgendermaßen formuliert:

    "It is easier to separate an insurgency from its resources and let it die than to kill every insurgent. Clearly, killing or capturing insurgents will be necessary, especially when an insurgency is based in religious or ideological extremism. However, killing every insurgent is normally impossible. Attempting to do so can also be counterproductive in some cases; it risks generating popular resentment, creating martyrs that motivate new recruits, and producing cycles of revenge."

Eine militärische Operation, die fünf Aufständische töte, aber durch Kollateralschäden zur Rekrutierung 50 neuer Kämpfer führe, sei kein Erfolg sondern, schädlich.

Dieser Gedanke wird so konkretisiert:

    "Dynamic insurgencies can replace losses quickly. Skillful counterinsurgents must thus cut off the sources of that recuperative power. Some sources can be reduced by redressing the social, political, and economic grievances that fuel the insurgency. Physical support can be cut off by population control or border security. International or local legal action might be required to limit financial support."

Das Handbuch empfiehlt eine dreistufige Herangehensweise. Die Phasen zur Befriedung eines Gebietes werden - im Anschluß an Thompson - mit "clear, hold and build" bezeichnet. Da die Bevölkerung im Sinne des Field Manuals weit wichtiger ist als der Kampf um Territorium, stehen dabei Bevölkerungszentren im Mittelpunkt. Diese Vorstellung steht im Widerspruch zu früheren Taktiken eines "search and destroy" feindlicher Einheiten, wie sie z.T. im Vietnamkrieg bevorzugt wurden. Die "clear"-Phase soll eine Region von Aufständischen säubern und ihre Infrastruktur zerschlagen. Dazu sind offensive Militäroperationen erforderlich. In der Phase des "Haltens" geht es darum, sich aus dem gesäuberten Gebiet nicht zurückzuziehen, wie dies bei search and destroy die Regel war, sondern weiter an der dauerhaften Beseitigung der feindlichen Infrastruktur und Organisation zu arbeiten, und bereits grundlegende Regierungsstrukturen an der sozialen Basis aufzubauen. Insbesondere gehe es darum, die Bevölkerung vor Angriffen zu sichern, sie von den Aufständischen zu trennen und zu kontrollieren. Die Phase des Aufbaus soll dann unter Weiterführung der vorherigen Aktivitäten (einschließlich des Aufbaus lokaler Sicherheitsbehörden) zusätzlich durch politische, wirtschaftliche und infrastrukturelle Maßnahmen (z.B. Müllbeseitigung, Straßenbau, Brunnenbohren, Verbesserung der Versorgungslage, Bau von Schulen) gekennzeichnet sein. Die Hold-Phase solle idealerweise weitgehend von den militärischen und paramilitärischen Kräften des Ziellandes selbst getragen werden, während beim Aufbau gelte: "The most important activities during the build stage are conducted by non-military agencies." Dies gelte für einheimische wie internationale Institutionen. Wo dies nicht möglich sei oder unzureichend erfolge, könnten aber auch US-Militärs eingesetzt werden. In dieser Phase solle sich das Leben der Einwohner normalisieren.

Besondere Bedeutung, das sollte bereits deutlich geworden sein, wird der Behandlung der Bevölkerung beigemessen. Dabei geht es um drei Dinge: Ihrem Schutz, der Schaffung von Anreizen für Kooperation und ihrer Kontrolle. Eine Regierung, die ihre Bevölkerung nicht vor Angriffen schützen kann, wird kaum Legitimität gewinnen. Darüber hinaus könnten Aufständische die Bevölkerung oder wesentliche Teile durch Drohungen oder Zwang davon abhalten, mit der Regierung oder ihren Truppen zusammenzuarbeiten, und über eine politische Sympathie hinaus Unterstützung erzwingen. Beides schwäche die Regierung. Die Schaffung wirtschaftlicher, sozialer oder politischer Anreize der Bevölkerung soll ebenfalls deren Gewinnung und der Sicherung ihrer Loyalität dienen. Wichtig ist aber auch ihre Kontrolle. Da es bei Counterinsurgency aus strategischen wie taktischen Gründen im Kern um die Trennung der Bevölkerung von den Aufständischen geht, werden Maßnahmen der Kontrolle der Bevölkerung als notwendig und wichtig erachtet. Die Bezüge zu den Thompsonschen Wehrdörfern sind offensichtlich.

    "Population control includes determining who lives in an area and what they do. This task requires determining societal relationships - family, clan, tribe, interpersonal, and professional. Establishing control normally begins with conducting a census and issuing identification cards. ... Census tasks include establishing who resides in which building and each household's family head. Those heads of households are required to report any changes to the appropriate agencies. Census records provide information regarding real property ownership, relationships, and business associations."

Diese gründliche und systematische Erfassung der gesamten Bevölkerung solle mit anderen Mitteln verknüpft werden: Ausgangssperren, ein Paßsystem für Überlandreisen, eine Begrenzung der Dauer für Reisen im In- und Ausland, eine Beschränkung der Besuchsmöglichkeiten für Personen von außerhalb der eigenen Region und eine behördliche Meldepflicht für Besucher, sowie Kontrollpunkte zur Überwachung und Durchsetzung solcher Vorschriften. Dazu sei auch ein System der Bestrafungen von Verstößen nötig.

Insgesamt geht es um die Schaffung eines Anreizsystems aus Zuckerbrot und Peitsche, das auf die Trennung von Bevölkerung und Aufständischen zielt: Einerseits positive Anreize wirtschaftlicher, sozialer und politischer Art, um die Bevölkerung für eine Zusammenarbeit mit der Regierung zu gewinnen, zugleich aber ein System der Kontrolle und ggf. Repression, um politische Sympathisanten der Aufständischen auf jeden Fall von diesen zu isolieren.

Insgesamt versteht das Field Manual 3-24 des US-Heeres und des Marine Corps, daß Aufstände im Kern politische Angelegenheiten sind, und daß militärische Gewalt diese selten besiegen kann. Die strategischen Schwerpunkte zum Erfolg sind deshalb einerseits die Gewinnung der Bevölkerung (und deren politisch-psychologische oder physische Trennung von den Aufständischen) und die Schaffung legitimer Regierungsstrukturen. Das Militär kann in dieser Sichtweise dazu wesentliche Voraussetzungen und Hilfestellungen leisten, gerade in der Phase einer Säuberung einer Region von Aufständischen - letztlich aber handelt es sich aber um die Lösung politischer Probleme, nicht um die Möglichkeit eines direkten, militärischen Sieges.

 

8. Analyse und Kritik

Aufstände gegen eine Regierung oder Besatzung entstehen aufgrund politischer, sozialer oder wirtschaftlicher Unzufriedenheit, in der Regel aus einer Verknüpfung dieser Faktoren. Die Erkenntnis, daß es sich im Kern eine politische Auseinandersetzungen handelt, ist nicht neu, wurde aber von vielen Autoren und Militärs immer wieder verdrängt oder ignoriert. Dies gilt in besonderem Maße für quantitativ und qualitativ hochgerüstete Streitkräfte, die leicht dazu neigen, sich auf ihre militärische Überlegenheit zu verlassen - wie die USA in Vietnam und die Sowjetunion in Afghanistan erleben mußten. In diesem Sinne könnte die konventionelle Schwäche des britischen Heeres (im Unterschied zur Marine) eine Erklärung dafür sein, daß die britische Schule von Counterinsurgency sich während der Dekolonisierung in geringerem Maße auf militärischen Zwang verließ.

Counterinsurgency mag zwar eine Kriegsform sein, aber es handelt sich doch um eine sehr besondere Form des Krieges: Gerade die Feuerkraft, die in konventionellen zwischenstaatlichen Kriegen ja nicht selten entscheidend ist, kann bei der Bekämpfung von Aufständen oft nicht zur Geltung gebracht werden, ist häufig irrelevant und mag durch die Verursachung von "Kollateralschäden" sogar kontraproduktiv wirken. Auch die Bedeutung des Raumes (im Sinne z.B. der Mobilität motorisierter Verbände) ist im Rahmen von Counterinsurgency eher sekundär. Dagegen macht es Sinn, Aufstände und Aufstandsbekämpfung als politisch-militärische Kämpfe innerhalb und um die Bevölkerung zu begreifen  - worin sich das Field Manual mit Thompson und Smith einig weiß.

Die Rolle der Bevölkerung erklärt auch die wichtigen Unterschiede zwischen kolonialer und moderner Counterinsurgency. Im Kolonialismus ging es darum, eine unterworfene Bevölkerung an Rebellionen und Aufständen zu hindern oder diese niederzuschlagen. Kolonialismus implizierte die gewaltsame Sicherung von Fremdherrschaft - deshalb war ein Versuch, die Bevölkerung für sich zu gewinnen, wenig aussichtsreich. An seine Stelle trat meist eine Politik des Teile-und-herrsche: Also das gegeneinander Ausspielen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen. Rassistisches Denken und die noch vergleichsweise beschränkte Rolle der Massenmedien erleichterten die Anwendung von Zwang und Gewalt als Mittel von Aufstandsbekämpfung während des Kolonialismus - aber je stärker die unterworfene Bevölkerung aufgrund wirtschaftlicher Entwicklung und besserer Bildung zum politischen Akteur wurde, um so aussichtloser wurden ihre dauerhafte gewaltsame Unterwerfung.

Nach Ende des Kolonialismus betrat in vielen nun unabhängigen Ländern die Bevölkerung die politische Bühne, wenn auch nicht überall in gleichem Maße. Aber vielerorts setzt politische Macht inzwischen die explizite Unterstützung oder zumindest implizite Duldung durch die Bevölkerung voraus. In den Ausnahmefällen handelt es sich in gewissem Sinne um quasi-koloniale Herrschaftssysteme unter der Kontrolle eigener Eliten.

Moderne Autoren zu Counterinsurgency - und in besonderer Schärfe das einschlägige Field Manual des US-Militärs - betonen deshalb nicht ohne Grund die Notwendigkeit, die Bevölkerung für sich zu gewinnen und den Aufständischen zu entfremden. Darüber hinaus und um diese Ziel zu erreichen, wird die Schaffung und Stärkung legitimer Regierungsführung ins Zentrum gerückt. Diese richtige Einschätzung zieht jedoch eine Reihe konzeptioneller und praktischer Probleme nach sich. Eine Schwierigkeit besteht in der Tatsache, daß Soldaten von ihrer Ausbildung und Kultur her zuerst Kämpfer sind, keine Sozialarbeiter oder politische Reformer. Wer Soldaten den Auftrag erteilt, für eine fremde Regierung in einem ihnen unbekannten Land "Legitimität zu schaffen", sollte sich nicht zu viel davon versprechen. Häufig, darauf wies Rupert Smith zu Recht hin, neigen Soldaten dann dazu, diese komplexe Aufgabe auf die Bereitstellung von Infrastruktur und ähnliche Tätigkeiten zu reduzieren, um bessere taktische Operationsbedingungen zu erreichen. Das Bauen von Schulgebäuden bedeutet aber noch keinen sinnvollen Unterricht, und legitime Regierungsführung oder ein Ende von Korruption bei zögerlichen Beamten durchzusetzen sind nichts, wozu Soldaten sonderlich gut geeignet wären. Weder ihre Ausbildung noch Ausrüstung setzen sie dazu in die Lage. Genau das sind aber Kernaufgaben von Counterinsurgency, wenn man sich an Autoren wie Thompson, Smith oder das Feldhandbuch hält.

Dabei darf man sich allerdings nicht der Illusion hingeben, daß die bevölkerungszentrierte und teilweise reformistische Ausrichtung moderner Counterinsurgency nur eine bewaffnete Form von Entwicklungspolitik wäre. Das Gegenteil ist richtig – woran auch der einflußreiche COIN-Experte David Kilcullen in klaren Worten erinnert:

    „(M)ake no mistake: counterinsurgency is war, and war is inherently violent. Killing the enemy is, and always will be, a key part of guerrilla warfare. Some insurgents at the irreconcilable extremes simply cannot be co-opted or won over; they must be hunted down, killed, or captured, and this is necessarily a ruthless process conducted with the utmost energy that the laws of war permit.”

Es ist offensichtlich, daß Soldaten diesen Teil von Counterinsurgency als ihr “Kerngeschäft” auffassen und auffassen müssen: An diesem Punkt können zivile Organisationen kaum an die Stelle des Militärs treten. Auch deshalb neigen manche Offiziere dazu, die zivilen Seiten von COIN zwar zu beschwören, sich aber doch auf die militärischen zu konzentrieren. Das Problem besteht nun darin, daß - auch nach den Theorien und konzeptionellen Vorstellungen des Militärs selbst - über Sieg oder Niederlage bei COIN nicht auf dem Schlachtfeld, sondern durch die politische Konkurrenz zur Gewinnung der Loyalität der Bevölkerung entschieden wird.

Für diesen strategischen Grundansatz von COIN sind Soldaten paradoxerweise der falsche Akteur. Sie können Voraussetzungen schaffen, Zeit gewinnen, politische und ökonomische Prozesse schützen - aber diese Prozesse kaum jemals selbst zustande bringen. Die Schaffung von Legitimität und die Gewinnung der Bevölkerung sind keine primär militärischen, sondern zivile Aufgaben.

So entsteht das Problem, wie die zivilen Kernaufgaben von Counterinsurgency implementiert werden können, wie insbesondere zivile Organisationen staatlicher und privater, sowie einheimischer wie internationaler Natur einbezogen sind. Da "unity of command" diesen gegenüber kaum durchzusetzen ist, weil weder zivile Regierungsinstanzen noch erst Recht Nichtregierungsorganisationen daran denken werden, Befehle vom Militär entgegenzunehmen, wird statt dessen "unity of effort" propagiert. Aber auch diese wird leichter gefordert als umgesetzt, da die institutionellen Eigeninteressen der zahlreichen Akteure oft auseinanderlaufen und humanitäre wie entwicklungspolitische Interessen durchaus in einem Spannungsverhältnis zu den sicherheitspolitischen stehen. Auch die Sicherheitslage erlaubt oft keine prägende Rolle ziviler Organisationen. Damit gerät das Militär leicht in eine Lage, berufsfremde, zivile Aufgaben bewältigen zu müssen, die ihm eigentlich fremd sind und es überfordern - während kaum ein anderer Akteur diese Lücke zu schließen vermag. In COIN-Kampagnen wächst dem Militär also meist aufgrund der Sicherheitslage, ihrer personellen und materiellen Ausstattung und aus symbolischen Gründen ("wenn man Militär schickt, muß es wichtig sein") eine Führungsrolle zu, während die Kernaufgabe zivil ist. Darüber hinaus stehen wirkungsvolle zivile Organisationen oft nicht oder nicht im ausreichenden Maße zur Verfügung - entweder aufgrund einer gespannten Sicherheitslage, weil sie selbst nicht über die nötigen Fähigkeiten verfügen, oder weil sie sich dem Ansinnen entziehen, Subunternehmer militärisch gesteuerter Aufstandsbekämpfung zu sein.

Ein zentrales Problem besteht in der Abhängigkeit externer Counterinsurgency von den Verhältnissen im Zielland. Einmal werden ausländische Experten, Berater und gerade Soldaten leicht als Fremdkörper oder - insbesondere auf Dauer - als bevormundend oder gar als Besatzer betrachtet, auch die Vertrautheit mit der fraglichen Gesellschaft (etwa sprachlich, kulturell und gesellschaftlich) muß erst mühsam hergestellt werden. Zweitens aber befinden sich die externen Akteure in einer diffizilen Situation wechselseitiger Abhängigkeit. Zwar mögen sie personell, finanziell und militärisch der einheimischen Regierung in hohem Maße überlegen sein, aber wenn es um die Stärkung der Legitimität der Regierung geht, dann muß diese natürlich eine zentrale Rolle spielen. Rechtsstaatliche Verhältnisse, die Bekämpfung von Korruption, eine bürgernahe und funktionierende Verwaltung und vieles andere, das für die Gewinnung der Bevölkerung entscheidend ist, hängen von der Kompetenz und dem politischen Willen der politischen Eliten und der Regierung des Ziellandes ab - und externe Akteure können versuchen, zu überzeugen oder Druck auszuüben, aber sie können die Regierung kaum jemals zwingen, kompetent und sauber zu sein. Das gilt insbesondere, wenn Counterinsurgency im Zielland aus Sicht der externen Interventen von hoher strategischer Bedeutung ist, etwa im Kalten Krieg oder dem US-"Krieg gegen den Terrorismus". In solchen Fällen ist eine einheimische Regierung nicht allein von der Unterstützung einer Großmacht abhängig, sondern diese noch stärker von der fraglichen Regierung. Die Drohung beispielsweise, einer korrupten Regierung Karzai in Afghanistan die Unterstützung zu entziehen ist wenig glaubwürdig, solange die befürchtete Alternative in einer Machtübernahme der Taliban besteht. So kann diese einen Druck auf Reformen relativ leicht unterlaufen - und damit Counterinsurgency in eine unhaltbare Situation bringen. Dann kommt es zu einer Situation, in der ausländische Aufstandsbekämpfer militärisch und politisch eine Regierung an der Macht halten sollen, die in den Augen der eigenen Bevölkerung diskreditiert ist und abgelöst werden sollte, wie dies in vielen Ländern bereits zu beobachten war. Ein entscheidender Aspekt von Aufstandsbekämpfung darf nicht vergessen werden, nämlich ihr Ziel, einen modifizierten Status Quo aufrechtzuerhalten. Gerade das Militär denkt selten darüber nach, ob ein entsprechender Einsatz überhaupt gerechtfertigt ist, oder ob in manchen Situationen ein Sturz der unterstützten Regierung nicht besser wäre als deren Stabilisierung. COIN setzt voraus, daß die Rettung und Stärkung einer bedrängten Regierung einer Regierungs- oder Regimealternative vorzuziehen wäre. Diese Denkvoraussetzung ist aber oft unbegründet. Sie entspringt stärker dem Bedürfnis nach Stabilität als anderen Erwägungen, etwa der nach guter Regierungsführung in Zielland. Es ist vielleicht überraschend und mag der reformorientierten Rhetorik moderner Counterinsurgency widersprechen, wenn Robert Taber in seinem Klassiker "War of the Flea" 1965 Counterinsurgency als "theory and practice of counterrevolution" bezeichnete und an anderer Stelle betonte "counterinsurgency is a form of counterrevolution, the process by which revolution is resisted". Empirisch allerdings ist diese Einschätzung kaum von der Hand zu weisen, da sie in der überwiegenden Zahl aller Fälle zur Verteidigung eines unbefriedigenden Status Quo gegen revolutionäres Aufbegehren diente - unabhängig von ihren oft liberalen Rechtfertigungen. Taber erläutert diesen Punkt so:

    "Insurgency, or guerrilla war, is the agency of radical social or political change; it is the face and the right arm of revolution. ... (T)he purpose of the counterrevolutionary is negative and defensive. It is to restore order, to protect property, to preserve existing forms and interests by force of arms, where persuasion has already failed. His means may be political insofar as they involve the use of still more persuasion—the promise of social and economic reforms, bribes of a more localized sort, counter-propaganda of various kinds. But primarily the counterinsurgent's task must be to destroy the revolution by destroying its promise—that means by proving, militarily, that it cannot and will not succeed."

Heute verbergen sich solche anti-revolutionären und auf die Bewahrung des Status Quo zielende Intentionen, die oft noch die Geburtsmale der kolonialen Kampagnen tragen, in der Regel hinter einem Diskurs der Bewahrung von Stabilität und humanitärer oder liberaler Absichten. Allerdings scheinen sie aus den modernen Publikationen zu Counterinsurgency immer wieder durch.

Bei der politischen Entscheidung über den Beginn von Counterinsurgency-Maßnahmen sollte stärker erwogen werden, ob die zu unterstützende Regierung tatsächlich durch militärisch-zivile Operationen an der Macht gehalten werden sollte, und ob dies mittelfristig überhaupt möglich ist, wenn diese im eigenen Land diskreditiert ist. Wenn eine inakzeptable oder repressive Regierung aufgrund außen- oder sicherheitspolitischer Gründe an der Macht gehalten werden soll, dann ist der an sich nachvollziehbare Ansatz, die Bevölkerung für sich zu gewinnen und die Regierung zur Erreichung von Legitimität zu reformieren, oft aussichtslos: Dazu müßte die umstrittene Regierung ihren grundlegenden Charakter aufgeben - ein Ansinnen von außen, das diese häufig mit hinhaltendem Widerstand wird ins Leere laufen lassen. Die eigene Macht auf eine Art zu sichern, die den Genuß ihrer Früchte unmöglich machte: Das erscheint vielen lokalen Eliten als unsinnige Strategie, die nur im Interesse der ausländische Mächte, aber nicht dem eigenen liegt.

Wenn aber insgesamt die Implementierung der integrativen, legitimierenden und reformorientierten Aspekte von Counterinsurgency in vielen Fälle so ausgesprochen schwierig wird, dann setzt sich leicht die Tendenz durch, ihre repressiven Aspekte zu betonen und sich ansonsten auf reformistische Rhetorik zurückzuziehen, die der Realität nicht gerecht wird. In solchen Fällen verlieren politische Reformen und das Gewinnen der Bevölkerung ihren strategischen Charakter und werden zur Taktik, insbesondere der Öffentlichkeitsarbeit in den Heimatländern der externen Interventen und der Psychologischen Kriegführung im Zielland. Der theoretische Grundansatz von moderner Counterinsurgency als im Kern politische Auseinandersetzung wird damit untergaben oder zum Scheitern gebracht.

Die letzten Punkte führen zu einem zentralen Problem der Realität von Counterinsurgency, die in der eher theoretischen Literatur selten reflektiert wird: Ihr grundlegend konservativer Charakter, der auf die Stabilisierung fremder Regierungen zielt, weil dies aufgrund außenpolitischer und sicherheitspolitischer Interessen angebracht erscheint. Stabilität ist das zentrale, strategische Interesse - notwendige Reformschritte sind nur Instrumente, die dem Ziel dienen sollen. Daraus resultiert das konzeptionelle Spannungsverhältnis zur Entwicklungspolitik, die zumindest dem Anspruch nach entwicklungsorientierte Reformen (etwa in Sinne der Millennium Development Goals) als strategischen Grundansatz vertritt und der "Sicherheit" vor allem als Voraussetzung und zur Vermeidung destruktiver Einflüsse bedarf. Dieses implizite Spannungsverhältnis zwischen Stabilisierungsinteresse und dem ihm instrumentellen bevölkerungsorientierten Reformbedarf in Counterinsurgency bleibt nicht abstrakt, sondern schlägt sich häufig in der politischen und militärischen Praxis nieder: Geraten beide in einen Widerspruch - was häufig der Fall ist - wird in aller Regel zugunsten der Stabilität und gegen die Reformen entschieden. Man mag diesen Punkt auch als einen Ausdrucks des Widerspruchs begreifen, in dem sicherheitspolitische und oft imperiale Interessen mit den dem Ansatz größerer Legitimität und dem Gewinnen der Bevölkerung stehen: Counterinsurgency ist im Kern ja keine Strategie zum Nutzen Dritter oder zur Verbesserung der Dritten Welt, sondern dient der Durchsetzung eigener außen- und sicherheitspolitischer Interessen. Und es sollte nicht überraschen, daß diese Interessen gerade bei Großmächten oder großen Mittelmächten gegenüber fragilen oder schwachen Staaten zuerst imperial angelegt sind. Großmächte handeln selten altruistisch - und selbst wenn sie helfen, unterstützen oder fördern, dann kaum ohne damit zugleich die eigenen Interessen zu verfolgen. Dies mag selbstverständlich sein, aber es führt dazu, daß diese imperialen Interessen immer wieder in Konflikt mit den lokalen Reformnotwendigkeiten geraten können und geraten: Reform und Legitimität im Zielland setzen "local ownership" voraus, also die Stärkung und Entwicklung einer dort entschiedenen und gelenkten Politik. Dies ist für externe Aufstandsbekämpfer allerdings nur so lange attraktiv, wie diese Politik nicht in Widerspruch zu den eigenen Interessen gerät und insbesondere die eigene Sicherheit (der ausländischen Truppen, aber auch der nationalen Sicherheitsinteressen der externen Interventen im weiteren Sinne) nicht gefährdet.

 

9. Fazit

Theorien zu Counterinsurgency müssen häufig aus eher pragmatischen Texten rekonstruiert werden, da ihre Autoren in der Regel an politisch-militärischem Erfolg, weniger an theoretischer Reflexion interessiert sind. Sieht man sich diese Publikationen allerdings unter dem Gesichtspunkt ihres expliziten und impliziten theoretischen Gehalts durch, dann zeigt sich neben allerlei Handwerklichem, Pragmatischem und zahllosen Empfehlungen und Rezepten durchaus ein gemeinsamer Kernbestand theoretischer oder analytischer Gemeinsamkeiten, die sich aus Jahrzehnten der politischen und militärischen Erfahrung im Umgang mit Aufständen und ihrer Bekämpfung ergeben haben. Viele dieser Theoriefragmente, Konzepte und analytischen Einschätzungen berühren sich durchaus mit sozialwissenschaftlicher Forschung, wie es ja auch kein Zufall darstellt, daß an der Erarbeitung des Feldhandbuchs zu Counterinsurgency nicht allein Nichtregierungsorganisationen, sondern auch Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen beteiligt waren. Die so entstehenden ethischen Probleme - nämlich die Instrumentalisierung von Wissenschaft zur Effektivierung und Legitimierung von Kriegführung - liegen außerhalb unseres Themas, werden aber gerade in den USA durchaus diskutiert. Andere Aspekte sind auch für die Politikwissenschaft und die Friedensforschung von hohem Interesse - einmal, um das Handeln des Akteurs "westliches Militär" in Regionalkonflikten besser verstehen zu können, was lange sträflich vernachläßigt wurde. Zweitens allerdings finden sich durchaus immer wieder inhaltliche Anregungen, die auch die Forschung befruchten können.

Allerdings führt der überwiegende Charakter der einschlägigen Publikationen als Beratungsschriften häufig zu einen beträchtlichen Mangel an Selbstreflexion. Die Voraussetzungen des eigenen Handelns, seine politische Einbettung, sein konservativer und oft imperialer Charakter und die daraus resultierenden Grenzen des strategischen Grundansatzes werden selten reflektiert oder gar kritisch hinterfragt. Stattdessen werden die interessegeleiteten ideologischen Implikationen - aufgrund derer die Krisenregionen oft als eine Art (unmündiger) Patient, die westlichen Groß- und Mittelmächte als verantwortliche Ärzte wahrgenommen werden - in der Regel als selbstverständlich vorausgesetzt, akzeptiert oder gar apologetisch offensiv vertreten. So gelingt es den meisten Autoren, zwar einerseits Aufstandsbekämpfung als im Kern politisch zu begreifen, sie aber doch primär als sozialtechnologische Therapie fremder Leiden aufzufassen - während die eigenen Interessen, Macht- und Gestaltungsansprüche impliziert, aber insgesamt übersehen werden. Auch aus diesem Grund ist es notwendig, hier die sozialwissenschaftliche Forschung als intellektuelles und ideologiekritisches Korrektiv fruchtbar zu machen.

 

 

Anmerkungen

die genaue Zuordnung der Anmerkungen zum Text in der Druckfassung

  1. C.E. Callwell, Small Wars - Their Principle and Practice, dritte Auflage, London 1906, S. 84
  2. Bernardo de Vargas Machuca, The Indian Militia and the Description of the Indies, edited by Kris Lane, spanische Originalausgabe 1599, hier die englische Übersetzung, Durham/London 2008
  3. C.E. Callwell, Small Wars - Their Principle and Practice, dritte Auflage, London 1906
  4. US Marine Corps, Small Wars Manual, US GPO, Washington 1940
  5. Marie-Monique Robin; Counterinsurgency and Torture - Exporting Torture Tactics from Indochina and Algeria to Latin America;  in: Roth, Kenneth / Worden, Minky (Ed.), Torture - Does It Make Us Safer? Is It Ever OK?, New York / London (The New Press) 2005, S. 44-54
  6. siehe z.B.: Peter Paret, French Revolutionary Warfare from Indochina to Algeria - The Analysis of a Political and Military Doctrine;  New York 1964; und: Roger Trinquier, Modern Warfare - A French View of Counterinsurgency;  Westport 2006 (ursprünglich 1961)
  7. Jochen Hippler, Counterinsurgency and Political Control – US Military Strategies Regarding Regional Conflict, INEF-Report 81 (Institut für Entwicklung und Frieden, Universität Duisburg-Essen), Duisburg 2006
  8. John A. Nagl, Learning to Eat Soup with a Nife - Counterinsurgency Lessons from Malaya and Vietnam, Chicago/London 2002
  9. Anthony James Joes, Resisting Rebellion - The History and Politics of Counterinsurgency, Lexington 2004
  10. Michael C. Fowler; Amateur Soldiers, Global Wars - Insurgency and Modern Conflict;  Westport 2005
  11. Robert M. Cassidy; Counterinsurgency and the Gobal War on Terror - Military Culture and Irregular War;  Stanford 2008
  12. Tim Benbow / Rod Thornton, (Eds.), Dimensions of Counter-insurgency - Applying Experience to Practice, New York 2008
  13. Todd Greentree; Crossroads of Intervention - Insurgency and Counterinsurgency Lessons from Central America;  Westport 2008
  14. Adam B. Lowther; Americans and Asymmetric Conflict - Lebanon, Somalia, and Afghanistan;  Westport 2007
  15. Max G. Manwaring; Insurgency, Terrorism, and Crime - Shadows from the Past and Portents for the Future;  Norman 2008
  16. Thomas R. Mockaitis; Iraq and the Challenge of Counterinsurgency;  Westport 2008
  17. William R. Polk; Violent Politics - A History of Insurgency, Terrorism & Guerilla War, from the American Revolution to Iraq;  New York 2008
  18. David Kilcullen, The Accidental Guerrilla - Fighting Small Wars in the Midst of a Big One, Oxford 2009; und: derselbe, Counterinsurgency, Oxford 2010
  19. Terry Tucker, US Counterinsurgency Methods and the Global War on Terror, Mustang 2008
  20. Daniel Marston/Carter Malkasian (Eds.), Counterinsurgency in Modern Warfare, Oxford 2008
  21. wiederaufgelegt wurden immer wieder "Klassiker" aus den 1960er Jahren, etwa: Robert Taber, War of the Flea - The Classic Study of Guerrilla Warfare, Washington 2002 (Original 1965); Bernard B. Fall, Street Without Joy - The French Debacle in Indochina, Mechanicsburg 2005 (Original 1961); oder: Trinquier, Roger; Modern Warfare - A French View of Counterinsurgency;  Westport 2006 (Original 1961)
  22. inzwischen werden auch einige andere militärische Field Manuals von kommerziellen Verlagen, in einem Fall auch von einem weiteren Universitätsverlag publiziert. Für uns von Interesse vor allem die Ausgabe von: U. S. Department of the Army, Tactics in Counterinsurgency: U.S. Army/Marine Corps Field Manual FM 3-24.2, April 2009 bei Book Express Publishing; und: U. S. Department of the Army, Stability Operations, Field Manual FM 3-07, October 2008 bei The University of Michigan Press
  23. C.E. Callwell, Small Wars - Their Principle and Practice, dritte Auflage, London 1906, S. 21; Hervorhebung J.H.
  24. ebenda, S. 25
  25. ebenda, S. 23
  26. ebenda, S. 26
  27. ebenda, S. 116
  28. ebenda, S. 52
  29. ebenda, S 85, 91f, 99f, 116f
  30. ebenda, S. 35
  31. ebenda, S. 38
  32. ebenda, S. 42
  33. ebenda, S. 33
  34. ebenda, S. 78, 79
  35. ebenda, S. 40f
  36. ebenda, S. 131; Hervorhebung J.H.
  37. ebenda, S. 145
  38. ebenda, S. 309
  39. Robert Thompson, Defeating Communist Insurgency, London 1966, S. 21, 22
  40. ebenda, S. 24
  41. ebenda, S. 34
  42. ebenda, S. 50f
  43. ebenda, S. 51f
  44. ebenda, S. 55
  45. ebenda, S. 57
  46. ebenda, S. 70, 71, 79f
  47. ebenda, S. 111
  48. ebenda, S. 112
  49. ebenda, S. 112
  50. ebenda, S. 116
  51. Rupert Smith, The Utility of Force - The Art of War in the Modern World, London 2006, S. 3f; Hervorhebung J.H.
  52. ebenda, S. 157
  53. ebenda, S. 279
  54. ebenda, S. 272f
  55. ebenda, S. 277f; Hervorhebung J.H.
  56. ebenda, S. 279
  57. ebenda, S. 286
  58. ebenda, S. 382, 380
  59. ebenda, S. 17
  60. ebenda, S. 292
  61. ebenda, S. 292
  62. ebenda, S. 401f
  63. ebenda, S. 17
  64. ebenda, S. 291
  65. ebenda, S. 374f
  66. Die US-Streitkräfte verfügen nicht nur über Feldhandbücher zu Counterinsurgency und verwanden Themen, sondern zu allen Themen von der medizinischen Versorgung von Soldaten über Waffenkunde bis zum Atomkrieg.
  67. US Marine Corps, Small Wars Manual, US GPO, Washington 1940
  68. Jochen Hippler, Counterinsurgency and Political Control – US Military Strategies Regarding Regional Conflict, INEF-Report 81 (Institut für Entwicklung und Frieden, Universität Duisburg-Essen), Duisburg 2006
  69. Zur Entwicklungsgeschichte siehe: David Kilcullen, Counterinsurgency, Oxford 2010, S. 19-23
  70. US Army/US Marine Corps, Counterinsurgency Field Manual FM 3-24, Chicago 2007, S. LII
  71. ebenda, S. 2; Hervorhebung J.H.
  72. ebenda, S. 6
  73. ebenda, S. 27
  74. ebenda, S. 37; Hervorhebung J.H.
  75. ebenda, S. 42
  76. ebenda, S. 40
  77. ebenda, S. 49; Hervorhebung J.H.
  78. ebenda, S. 151, S. 67, 68
  79. ebenda, S. 41
  80. ebenda, S. 45
  81. ebenda, S. 42
  82. ebenda, S. 174-179
  83. ebenda, S. 182
  84. ebenda, S. 180
  85. ebenda
  86. David Kilcullen, Counterinsurgency, Oxford 2010, S. 4
  87. Robert Taber, War of the Flea - The Classic Study of Guerrilla Warfare, Dulles 2002 (ursprünglich 1965), S. 7, 10
  88. ebenda, S. 10, 12
  89. siehe beispielsweise: Network of Concerned Anthropologists, The Counter-Counterinsurgency Manual - or, Notes an Demilitarizing American Society, Chicago 2009; oder: Roberto J. Gonzalez, American Counterinsurgency: Human Science and the Human Terrain, Chicago 2009

 

 

Quelle:

leicht modifizierte Fassung von:

Jochen Hippler
Counterinsurgency - Theorien unkonventioneller Kriegführung:
Callwell, Thompson, Smith, und das US Army Field Manual 3-24
in: Thomas Jäger / Rasmus Beckmann (Hrsg.), Handbuch Kriegstheorien, Wiesbaden 2011, S. 256-283

 

 

weitere Texte zu Gewaltkonflikten, Friedens- und Sicherheitspolitik hier

 

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